Was ist AIOps für SAP? John Appleby beleuchtet das Thema AIOps und zeigt, wie eine intelligente Operations-Plattform Probleme lösen und vermeiden kann und wie AIOps den Geschäftsbetrieb insgesamt optimiert.
Letzte Woche habe ich mich mit einem Wohnmobil auf die Reise durch die USA gemacht. Am Ende meiner Tour hatte ich 10 Bundesstaaten besucht. Was ich dabei auch gelernt habe, ist, wie unglaublich komplex so ein Wohnmobil eigentlich ist.
Bei Autos ist das noch relativ einfach: Es gibt eine Standardausführung, die tausendfach wiederholt wird. Es gibt eine Handvoll Systeme wie Radio, Klimaanlage und Lüftung, die heutzutage meist zentral über den Bordcomputer in der Mittelkonsole bedient werden. Läuft etwas schief, gibt es selten Zweifel darüber, was zu tun ist.
Die meisten Wohnmobile im Premiumsegment bauen auf ein Daimler Freightliner-Chassis auf und es gibt nur wenige Abweichungen vom Standard. Chassis, Achsen, Räder, Antrieb und Motor bleiben meist gleich. Erst im nächsten Schritt werden sie kundenindividuell um unterschiedlichste Systemen ergänzt, deren Zahl schon mal in die Hunderte geht. Am Ende gleicht kein Wohnmobil dem anderen.
Ihr Mac oder iPhone ist wie ein Auto – eine Standardausführung, millionenfach produziert. SAP dagegen ist wie ein Wohnmobil: SAP-Systeme umfassen hunderte kundenspezifischer Anwendungen, die auf der NetWeaver-Plattform aufbauen und (hoffentlich) in perfektem Einklang funktionieren.
Aber woher wissen Sie, dass sie in Einklang sind?
In einem Wohnmobil weiß man nur durch regelmäßige manuelle Kontrollen, dass alles in Ordnung ist. So können Sie mit einem Wohnmobil wahrscheinlich auch mit ausgefahrener Markise losfahren und es gibt nur einige wenige Systeme, die minimal integriert sind, wie z. B. die Parkstützen, die bei gelöster Feststellbremse nicht ausfahren.
Für die große Inspektion bringen Sie es regelmäßig in die Werkstatt und überlassen alle notwendigen Wartungsaufgaben und Reparaturen den Experten.
Mit SAP ist es im Grunde genommen dasselbe. SAP-Betriebsteams führen manuelle Checks der Schnittstellen, Systeme und Prozesse durch; laufen sie einwandfrei, läuft auch der Geschäftsbetrieb reibungslos. Darüber hinaus werden regelmäßige Audits durchgeführt, oft mit EarlyWatch, einem Diagnoseservice zur Erkennung von potenziellen Problemen.
Dieser Ansatz bringt aber gleich vier Probleme mit sich:
Es werden nur sehr wenige manuelle Checks durchgeführt.
Wohnmobilbesitzer ebenso wie IT-Betriebsteams können zwangsläufig nur eine kleine Anzahl von Kennzahlen pro Tag überprüfen. Wenn ich zum Beispiel mein Slide-Out wieder einfahre, überprüfe ich, ob die Verriegelung auch wirklich funktioniert. Diesen Check führe ich aber frühestens bei der nächsten Nutzung erneut durch.
Ähnlich verhält es sich bei SAP-Systemen: Betriebsteams führen in der Regel sogenannte "Daily Checks" durch und arbeiten dabei eine Checkliste ab. Dumm nur, wenn zwischen diesen Checks etwas schiefläuft.
Erfahrene Mitarbeiter sind ein Muss.
SAP-Alltag bedeutet, dass hochqualifizierte und damit sehr teure Mitarbeiter diese Arbeiten erledigen. Sie verbringen die meiste Zeit mit der Identifizierung von Problemen. Da bleibt nur wenig Zeit, eben diese Probleme auch zu lösen.
Da draußen gibt es viele zehntausend – vermutliche sogar hunderttausende – SAP-Experten, die ihre Tage damit verbringen, Systeme auf ihren ordnungsgemäßen Betrieb zu überprüfen.
Wie werden Aufgaben priorisiert?
Wird im Rahmen eines täglichen Checks ein Problem festgestellt, wird es direkt durch den SAP-Administrator behoben oder für später vorgemerkt. Dabei ist es jedoch nicht immer ganz einfach, die gefundenen Probleme richtig zu priorisieren. Außerdem verbringen SAP-Betriebsteams ohnehin viel zu viel Zeit damit, Problemen überhaupt erst auf die Spur zu kommen.
Zusammenhängende Probleme sind eine echte Herausforderung.
Zusammenhängende Probleme treten dann auf, wenn es auf interagierenden Systemen zu gleichzeitigen Ausfällen kommt, die dann gemeinsam ein noch viel größeres Problem verursachen.
Nach Ockhams Rasiermesser ist die einfachste Lösung für gewöhnlich auch die beste. Wenn aber hunderte von Systemen ineinandergreifen, ist eine einfache Lösung meist keine Option.
Es kann Tage oder sogar Wochen dauern, bis derartige Probleme im Rahmen einer Root-Cause-Analyse vollständig diagnostiziert und behoben sind.
Was ist AIOps für SAP?
AIOps tritt an, um all diese Probleme auf Grundlage einer intelligenten Betriebsplattform zu lösen.
Hier werden Informationen in Echtzeit gesammelt und gespeichert, wobei minütlich tausende von Checks durchgeführt werden. Die Überprüfung, ob mein Slide-Out immer noch verriegelt ist, kostet mich keinen Cent, wenn ich einem Computer die Arbeit überlasse. Riesige Datenmengen werden für die zukünftige Verarbeitung gespeichert.
Daten aus all diesen Checks werden automatisch in Beziehung gesetzt, um Anomalien in der Umgebung zu identifizieren. Die Analyse von Anomalien wiederum macht es leicht, zusammenhängende Probleme zu finden.
Probleme werden identifiziert und mit früheren Lösungen korreliert, um dann priorisiert zur Lösung an das SAP-Betriebsteam weitegegeben zu werden.
Automatisierung ermöglicht es, vordefinierte Lösungen über einen Änderungsmanagementprozess zu planen, was besonders bei kleineren Updates oder geplanter Downtime äußerst nützlich ist.
Wo liegen die Vorteile von AIOps für SAP?
SAP-Betriebskosten können mit AIOps um 50-75 % gesenkt werden: Es fallen nicht nur alle manuellen Aufgaben weg, auch kostspielige Ursachenanalysen werden auf ein Minimum reduziert, weil aufkommende Probleme frühzeitig erkannt werden.
Es kommt zu weniger Ausfällen, wovon auch der Geschäftsbetrieb erheblich profitiert. Probleme werden nach ihren Auswirkungen auf die Geschäftsabläufe priorisiert und gelöst, bevor sie sich negativ auswirken können.
SAP-Experten werden viel effektiver eingesetzt, weil sie sich auf die Lösung von Problemen konzentrieren können. Das wirkt sich auch auf ihre Lebensqualität aus. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie ständig mitten in der Nacht lange Listen manuell abarbeiten mussten.
Unternehmen werden weniger abhängig von Schlüsselpersonal, weil die Informationen zur Problemlösung zentral verfügbar sind und nicht mehr nur in den Köpfen einiger weniger Mitarbeiter stecken. Viele SAP-Experten gehen auf die Rente zu und in den nächsten zehn Jahren würde hier sonst viel wertvolles Wissen verloren gehen.
Photo by John Appleby
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